Donnerstag, 9. Oktober 2014

Was macht ihr eigentlich im richtigen Leben?

Hallo, ich bin Frank, ich bin für diese Woche euer Mountainbike-Guide und fahre mit euch schöne Touren in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Da ist für jeden was dabei!
Hi, ich bin Nathalie und ich mache mit euch abwechslungsreiche Wanderungen und auch ein paar Fitness-Einheiten. Wir freuen uns auf eine tolle Woche mit euch!

Und wöchentlich grüßt das Murmeltier: Bike-Einweisung, die vordere Bremse vorsichtig betätigen, Komfort-Sättel kann ich leider nur für Fest-Bikes rausgeben, ja bei meinen geführten Touren herrscht Helmpflicht. Keiner ist unter Druck, jeder fährt in seinem Tempo, wir vergessen niemanden.


Wir lernen so viele Leute kennen und nach einer Woche sind sie auch schon wieder weg. Manche erzählen ganz viel, manche nur von sich, die einen sind total nett, andere haben an allem etwas zu nörgeln. Warum fahren wir so wenig durch den Wald? Warum fahren wir so viel durch den Wald? Warum fahren wir so langsam? Warum fahren wir so schnell? Warum ist es hier so steil? Wann wird’s denn endlich richtig steil? Und die Fragen aller Fragen: Was macht ihr eigentlich im richtigen Leben? Also wenn ihr nicht für Frosch arbeitet? Es sind teilweise auch immer wieder mal wirklich interessante Gespräche mit ganz netten Leuten.
Und was gab es alles schon: Einer, der am Flughafen bei Franks Anblick nicht mit in den Bus steigen wollte und spontan doch erstmal 2 Tage in Neapel verbracht hat. Super toughe Mädels, die in Kampanien die 2.000hm-Tour auf den Monte Sacro mitgefahren sind. Eine Dame, die bei Regen abgerutscht ist und unter hysterischem Geschrei einen Tropfen Blut vergoss. Eine hat es sogar fertig gebracht, bereits bei der ersten Tour zum „Warmwerden mit den Bikes“ (sogenannte Schnuppertour) zu stürzen, weil sie schalten wollte, dabei aber versehentlich die Bremse gezogen hat. Danach kam selbstverständich der Vorwurf an den Guide, dass der ja hätte warnen müssen.

Nicht nur etwas nervig ist es manchmal, es ist auch mehr Arbeit, als die meisten unserer Gäste denken, und für uns eben kein Urlaub. Gerade an unserem ersten Arbeits-Ort, in Casal Velino in Kampanien (Süditalien, 160km südlich von Neapel), wo wir direkt mit den Gästen im Hotel gewohnt haben und somit praktisch bei Verlassen unseres Zimmers von Gästen mit Fragen durchlöchert wurden. Ob man den Flughafentransfer verschieben kann, warum der Ausflug zum Vesuv so früh losgehen muss, ob man vor Abfahrt schon die Kaffeemaschine anschalten könnte, ob wir schnell einen Rucksack verkaufen und gleich rausgeben können. Nach dem Frühstück geht’s los zur MTB-Tour bzw. Wanderung, danach kurz Pause, nach dem Abendessen, was natürlich gemeinsam mit den Gästen stattfindet dann noch Abendprogramm. Rund-um-die-Uhr-Entertainment eben.
Aber das soll nicht nur nach Meckern unsererseits klingen. Denn im Großen und Ganzen ist es ein toller Job: Wir sind an der frischen Luft in der Natur, machen Sport, arbeiten dort, wo andere Urlaub machen. Gerade in Kampanien war es wunderschön, das Hotel direkt am Strand, die Touren gehen durch verschlafene kleine süditalienische Bilderbuch-Bergdörfchen.
Bis Ende Juni haben wir da unten in Süditalien gearbeitet. Dann ein paar Tage Urlaub gehabt, die wir genutzt haben, um uns Castellabate, Positano an der Amalfiküste und Florenz anzuschauen. Sehr schön das alles, wobei das Schlafen im Auto auf Dauer nichts für uns ist. Also auf ins Teamer-Appartement an den Gardasee! Aber was ist das? Bei Ankunft in Riva erstmal der Schock für uns: überall Touristen, viel Verkehr auf der Straße, es wird deutsch gesprochen, die neuesten und hippsten Carbon-Bikes wuseln um uns rum. Kein Vergleich zu Kampanien, wo wir mit unseren paar Touris die einzigen Ausländer waren und man uns in den kleinen Dörfern gegrüßt hat, oder uns sogar beim Vorbeifahren zugejubelt hat.
Aber wir wollten es ja so. Wir hatten uns zu zweit für den Gardasee beworben und bekamen vorgeschlagen, vorher noch 3 Monate in Kampanien zu arbeiten, weil die Hauptsaison am Gardasee erst Anfang Juli beginnt und die Spezial-Wochen (außerhalb der Hauptsaison) noch nicht feststehen.

Man glaubt gar nicht, was bei einer simplen Wanderung alles Lustiges und Abenteuerliches passieren kann. Einmal lag ein toter Dachs auf dem Wanderweg, dessen Anblick nicht sehr appetitlich war. Kuh- und Ziegenherden mit großen bellenden Schäferhunden dabei, eine frisch geteerte Straße an der unsere Wanderschuhe festklebten. Apropos Schuhe, manche Wanderstiefel standen Jahre lang im Keller und lösen sich dann bei der ersten Wanderung auf. Gut, dass der Guide immer ein Erste-Hilfe-Set dabei hat und die Schuhe wieder zusammen tapen kann. Immer mal wieder kippt ein Persönchen auf Grund der plötzlichen Hitze um und braucht ein Traubenzuckerchen. Wenn ich mich mal verlaufen habe, zeige ich freudig das sehenswerte Bauernhaus an dem wir dann wieder umkehren J

Lustig sind auch die Gespräche mit den Nörglern, die selbst nicht merken, dass sie es sind: Ihr habt bestimmt auch Gäste, die immer nur meckern oder sehr kompliziert sind, oder? Joa… nö das geht eigentlich, die meisten Gäste sind super nett. (Mann, ja! Du bist eine davon!!)

Aber dann gibt es noch die Gäste, von denen man sich wünscht, dass sie einfach nochmal und nochmal zu uns kommen:
Kampanien: Wuschel-Tino aus Berlin, Lehrerin Lara aus Göttingen, Birgit & Klas, Familie Hermann-Ramon-Maren-Janine, Gertraud & Walter, Schlager-Jürgen, Sabine & Klaus und ihr Sohn André Peroni, Jörg (der mit Karte allein losfährt und halb Italien zerwheelt), der kleine verschmitzte Walter, Björn & Jens (die Neapel-Ausbüchser), Baketballerin Hanna, Handmodel Dieter….. Gardasee: Aufschneider Ben, Iron Man Sven, Lenni-Moritz-Theo, die drei Berliner oder der Webersmann.

Nun ist die Zeit vorbei, in der wir Frösche waren. Schauen wir mal, was als nächstes kommt...