Sonntag, 3. November 2019

Fahrrad-Diebstahl, die Zeugen Jehova‘s und Familienzuwachs - Montenegro, 2. bis 8. Oktober

Nach unseren gut drei Wochen in Bosnien und Herzigowina kamen wir in Montenegro an und verbrachten dort erst einmal einen Tag und eine Nacht im schönen Hafenort Herceg Novi. Der nächste Tag war sehr verregnet und eignete sich daher wunderbar als Fahr-Tag und so fuhren wir gleich weiter. In Küstenort Bar stellten wir unseren LKW direkt an der Strandpromenade gegenüber eines Restaurants ab, womit sich unser zu Hause das erste Mal so richtig nah an einem Strand befand.
Es ist schon toll, morgens aus dem Fenster aufs Meer zu schauen, wenn man die Türen öffnet. Schwimmen gehen, an der Promenade entlang schlendern oder mit den Fahrrädern fahren, Pistazien-Eis schlecken, Abendessen bei Sonnenuntergang, so lässt es sich leben - dachten sich auch unsere neuen Nachbarn, die sich am zweiten Tag mit ihrem Wohnwagen neben uns gesellten.
Die kroatisch- und serbisch stämmigen Berliner Jeremija und Damjanov waren sehr nett und in Jeremija fand ich sogar einen veritablen Schach Kontrahenten. Das Leben war schön und Sammy fühlte sich total wohl, konnte er sich doch auch mit dem Fahrrad auf der breiten Strandpromenade richtig austoben.
Doch in der dritten Nacht passierte es: Unsere Fahrräder wurden geklaut. Nicht Sammy’s, aber die zwei großen Bikes. Das Entsetzen am Morgen war natürlich groß. Schuldzuweisungen hin und her, schlechte Laune, Trauer. Nach dem Absuchen der Gegend zu Fuß musste Frank natürlich zur Polizei, um eine Anzeige zu machen und den Diebstahl zu melden - ohne Fahrrad sehr weit und unser Kram war so verstreut und ausgebreitet, dass der LKW einige Stunden von der Fahrbereitschaft entfernt war.
Unsere Nachbarn warfen sich im wahrsten Sinne ins "Zeug", auf sehr unterschiedliche Weise: Während Jeremija sehr hilfsbereit mit Frank zur Polizeistation in Bar fuhr und nicht nur seelischen Beistand, sondern auch Dolmetscherarbeit leistete, ging Damjanov ihren Missionierungspflichten nach und offenbarte Nathalie einfachste Antworten auf die komplexen Fragen der Menschheit. So wäre das Böse der Welt zwar allgegenwärtig, aber zu besiegen wenn nur alle bei diesem ihrem Verein mitmachen würden. Hiernach würde niemand mehr altern und alle werden unsterblich. Ja, ihr ahnt es schon, unsere Nachbarn entpuppten sich leider nicht als Zeugen des Fahrraddiebstahls, sondern Jehova's.
Der Polizist, der die Anzeige aufnahm wollte Bilder der Fahrräder via WhatsApp, wohlgemerkt auf seinen privaten WhatsApp-Account. Für uns Deutsche wirkt das unkonventionell, dass Facebook so eng in die Polizeiarbeit mit einbezogen wird, aber na gut - wenn's helfen soll. Noch unkonventioneller wirkte jedoch das Profilbild des Schurkenjägers. In einem Nachtclub stehend mit Bier in der Hand und Schlafzimmerblick posiert der Herr Polizeibeamte vor strippenden halbnackten Mädels. Zur Sicherheit habe ich mir das Profilbild mal runtergeladen. Nur falls mal jemand sehen mag, wie denn ein montenegrinischer Oberwachtmann denn so aussähe.

Sammy verstand zwar, dass die Fahrräder nicht mehr da waren, erklärte uns aber, dass sich jetzt jemand anderes sehr über die Fahrräder freut. Außerdem war er von einem Kater, der schon seit Tagen in unserer Nähe umher streunerte so begeistert, dass ihn die Bikes wenig interessierten. Der kleine graue Tiger war noch sehr jung und versuchte meistens, im Restaurant gegenüber Fressen zu ergattern. Er war so zutraulich, dass er sich von Sammy ständig streicheln, herumtragen und in unseren LKW bringen ließ. Auch am nächsten Tag kuschelten Sammy und der Kater noch. Nathalie ist ja sowieso Katzenfan und so war nur noch Frank zu überreden, den Kater zu adoptieren. Frank wollte aber nachweisen, dass der Kater zum Restaurant gehört und fragte dort nach. "No, this cat belongs to noboby - you can have it as a present". Ups, ok... dann sollte es wohl so sein. "Wenn wir morgen fahren und der Kater noch bei uns sein will, dann nehmen wir ihn halt mit.", ließ sich Frank entlocken - so kam es dann auch und wir tauften den Kater aus Bar "Baro".
Wir hatten genug von Montenegro und so packten wir unser Zeug und verließen das Land nach nur einer Woche Richtung Süden.
Kater auf den Schoß und los - nach Albanien!

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