Donnerstag, 24. Oktober 2019

Unsere wunderschöne Zeit in Bosnien & Herzegowina (11.09.-02.10.2019)

Der erste Eindruck nach dem Passieren der Grenze von Kroatien nach Bosnien war eher weniger positiv: Bei der Weiterfahrt wirkte alles sehr trist, verlassen, heruntergekommen. Rechts und links der holprigen Landstraße, die sich durch die Hügel schlängelt sahen wir immer wieder offensichtlich angefangene aber nicht fertig gestellte Häuser und Ruinen. Bewohnte Häuser aus rohem Mauerwerk ohne Putz oder Farbe fielen uns auch gleich auf. Doch der Ort Cazin wirkte dann schon etwas belebter und kurz darauf kamen wir an die schöne Burg Ostrožac Grad, wo wir erstmal eine Pause machten.


Kurz darauf erreichten wir den Fluss Una und dort ein tolles Restaurant, wo man draußen direkt am Fluss Una saß. Hier konnten wir unser zu Hause auch erstmal parken und blieben dort drei Nächte.


An diesem Platz hatten wir auch unsere Begegnung mit Geflüchteten aus Afghanistan, Irak und Syrien, die immer wieder versuchten, nach Kroatien und damit in die EU zu kommen. Über dieses Thema haben wir einen extra Blog-Eintrag verfasst, den ihr >hier< lesen könnt.



Weiter ging es über die auch schöne Stadt Bihac am Una entlang durch den wunderschönen Nationalpark. Der kleine Park "Japodski Otoci" - der sich auf einer kleinen Insel innerhalb des Flusses befindet - ist toll, aber noch mehr hatten uns die sehr sehenswerten Wasserfälle names "Štrbački Buk" beeindruckt. An deren Anfahrt hatten wir auch einen richtig tollen Stellplatz direkt am Fluss, in dem Frank sogar baden war - auch wenn das Wasser mit 14°C nicht gerade angenehm warm war.

Der erste Eindruck von Bosnien hatte sich längst gewandelt und wir waren inzwischen begeistert von diesem Land. Klasse war natürlich, dass wir überall, wo es uns gefiel einfach mit unserem LKW stehen konnten, was in Slowenien und Kroatien eben nicht möglich war. 

So ging die Reise weiter und gestaltete sich in Sachen Landschaft, Städte und auch Wetter sehr abwechslungsreich. Von der Stadt
Drvar waren wir eher schockiert, weil sie so arm und heruntergekommen aussah, wie wir es bisher eher von Großstädten wie etwa in Kambodscha kannten. Livno wiederum war wirklich wunderschön und wir wären dort auch gerne länger geblieben, denn die breite Fußgängerzone, wo Sammy sich frei bewegen und Fahrrad fahren konnte, die vielen Cafés und Restaurants am Fluss, der Park und die Spiel- und Fußballplätze sagten "Bleibt hier!" - aber die Wettervorhersage sagte eher "Fahrt weiter Richtung Süden!". Es war schon recht frisch und sehr windig und nachts sollte es auf 7°C runter kühlen.


Da wir im LKW nur ca. 2-4°C über Außentemperatur hatten und für das südlicher liegende Mostar deutlich höhere Nachttemperaturen vorausgesagt waren, fuhren wir am Nachmittag weiter und schafften es wirklich noch bis Mostar. Dort verbrachten wir auch einige Tage und sahen uns unter anderem natürlich die berühmte alte Brücke von Mostar an, die Stari Most.

Wir fanden Mostar mit seinen alten Basar Gässchen und seinem Kopfsteinpflaster-Charme zwar wirklich schön, aber selbst Ende September war es noch sehr touristisch überlaufen. So ging es weiter Richtung Süden, obwohl wir wussten, dass wir nach Mostar zurück müssten. Wir hatten nämlich vor der Reise vergessen, dass man für diverse Nicht-EU-Staaten die grüne Kfz-Versicherungskarte braucht. Diese ließen wir uns aus Deutschland nach Mostar schicken, aber sie war noch nicht angekommen. Also fuhren wir weiter runter in den Süden.


Dazwischen hatten wir im kleinen Ort Ortijes ein paar sehr coole Tage. Dieses Dorf können wir als Reiseziel allgemein nicht wirklich empfehlen, aber für uns und vor allem für Sammy ergab sich dort eine richtig tolle Konstellation: der große Fußballplatz gegenüber der einzigen Bar ist das Herzstück des Dorfes und ab Nachmittag versammelten sich alle Kinder und Jugendlichen und spielten Fußball, Basietball, übten Tricks und Wheeles mit den Fahrrädern und Rollern. Ein junger Kerl brachte mit seinem Roller einen amtlichen Burnout mit mehreren Umdrehungen zustande, ohne mit dem Fuß abzusetzen. Da staunte nicht nur Sammy. Wir waren mittendrin und wurden mit unserem lustigen Hippie-LKW als Attraktion gefeiert. 


Auch Čapljina gefiel uns gut, wo wir ein paar Tage verbrachten, bevor wir weiter fuhren nach Neum. Dort unten im südlichen Zipfel von Bosnien lernten wir ganz spontan auf der Straße Eddie kennen, der uns prompt einlud, auf seinem privaten Parkplatz zu stehen. Einen Stellplatz für die Nacht zu finden, war in Bosnien bisher nie wirklich ein Problem, denn überall hatte es immer genug Platz und genug Stellmöglichkeiten. In Neum war es allerdings anders. Der Ort liegt zwischen den Landesgrenzen Kroatiens als einzige Stadt Bosniens am Meer und ist quasi auf jedem Quadratmeter bebaut. Alles ist Privat- oder Hotelgelände. Eddie ist Bosnier, war aber auch schon zum Arbeiten in Deutschland und wir hatten mit ihm interessante Gespräche über Bosnisch-Deutsche Beziehungen oder über Montenegro und Albanien. Eddie bot uns sogar an, die Dusche eines seiner Appartements zu nutzen, die jetzt in der Off-Season sowieso leer standen. Das brauchten wir aber nicht, denn unten am Meer, nur ein paar Treppenstufen von unserem Stellplatz entfernt, konnten wir sowieso baden.

Es war sehr schön in Neum, aber es zog uns doch weiter und so holten wir bald unseren grünen Versicherungsbrief in Mostar ab.




Abendessen über den Dächern Neums auf dem
Parkplatz von Eddies Ferienappartements. 


In Stolac wollten wir eigentlich nur einen Zwischenstopp einlegen, doch wir lernten auf dem Spielplatz die Kleine Ella und ihren Vater Emin kennen. Ella und Sammy spielten ganz toll miteinander und wir verstanden uns mit Emin sehr gut. So gut, dass wir abends zusammen essen gingen und auch noch zwei weitere Tage miteinander verbrachten, in denen uns Emin auch zu sich nach Hause einlud. Wir hatten interessante Gespräche, lernten noch andere Familienmitglieder und Freunde von Emin kennen und hatten eine schöne Zeit. Auch für Sammy war es mal wieder schön, ein ähnlich altes Kind ein paar Tage hintereinander als Spielkameradin zu haben. Lustigerweise beendete Emins Reise auf das Münchener Oktoberfest unsere gemeinsame Zeit.

Vor der Einreise nach Montenegro verbrachten wir nochmal zwei Nächte an einem sehr schönen einsamen und abgelegenen Platz am
Bileca See.




An unserem letzten Mittag in Bosnien und Herzegowina schauten wir uns noch Trebinje an, auch eine sehr schöne sehenswerte Stadt mit einem tollen Markt - auf dem wir uns mit Obst und Gemüse eindeckten - und mit einer tollen Altstadt in einer alten Burg gelegen.

Doch dann am Nachmittag war es soweit und wir fuhren ließen dieses wunderbare Land hinter uns, um die Grenze nach Montenegro zu überqueren.

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