Der
erste Eindruck nach dem Passieren der Grenze von Kroatien nach
Bosnien war eher weniger positiv: Bei der Weiterfahrt wirkte alles
sehr trist, verlassen, heruntergekommen. Rechts und links der
holprigen Landstraße, die sich durch die Hügel schlängelt sahen
wir immer wieder offensichtlich angefangene aber nicht fertig
gestellte Häuser und Ruinen. Bewohnte Häuser aus rohem Mauerwerk
ohne Putz oder Farbe fielen uns auch gleich auf. Doch der Ort Cazin
wirkte dann schon etwas belebter und kurz darauf kamen wir an die
schöne Burg Ostrožac
Grad,
wo wir erstmal eine Pause machten.
Kurz
darauf erreichten wir den Fluss Una und dort ein tolles Restaurant,
wo man draußen direkt am Fluss Una saß. Hier konnten wir unser zu
Hause auch erstmal parken und blieben dort drei Nächte.
An diesem Platz hatten wir auch unsere Begegnung mit Geflüchteten aus Afghanistan, Irak und Syrien, die immer wieder versuchten, nach Kroatien und damit in die EU zu kommen. Über dieses Thema haben wir einen extra Blog-Eintrag verfasst, den ihr >hier< lesen könnt.
Weiter
ging es über die auch schöne Stadt Bihac
am Una entlang durch den wunderschönen Nationalpark. Der kleine Park
"Japodski
Otoci"
- der sich auf einer kleinen Insel innerhalb des Flusses befindet -
ist toll, aber noch mehr hatten uns die sehr sehenswerten Wasserfälle
names "Štrbački
Buk"
beeindruckt. An deren Anfahrt hatten wir auch einen richtig tollen
Stellplatz direkt am Fluss, in dem Frank sogar baden war - auch wenn
das Wasser mit 14°C nicht gerade angenehm warm war.
Der erste Eindruck von Bosnien hatte sich längst gewandelt und wir waren inzwischen begeistert von diesem Land. Klasse war natürlich, dass wir überall, wo es uns gefiel einfach mit unserem LKW stehen konnten, was in Slowenien und Kroatien eben nicht möglich war.
So ging die Reise weiter und gestaltete sich in Sachen Landschaft, Städte und auch Wetter sehr abwechslungsreich. Von der Stadt Drvar waren wir eher schockiert, weil sie so arm und heruntergekommen aussah, wie wir es bisher eher von Großstädten wie etwa in Kambodscha kannten. Livno wiederum war wirklich wunderschön und wir wären dort auch gerne länger geblieben, denn die breite Fußgängerzone, wo Sammy sich frei bewegen und Fahrrad fahren konnte, die vielen Cafés und Restaurants am Fluss, der Park und die Spiel- und Fußballplätze sagten "Bleibt hier!" - aber die Wettervorhersage sagte eher "Fahrt weiter Richtung Süden!". Es war schon recht frisch und sehr windig und nachts sollte es auf 7°C runter kühlen.
Da
wir im LKW nur ca. 2-4°C über Außentemperatur hatten und für das
südlicher liegende Mostar deutlich höhere Nachttemperaturen
vorausgesagt waren, fuhren wir am Nachmittag weiter und schafften es
wirklich noch bis Mostar.
Dort verbrachten wir auch einige Tage und sahen uns unter anderem
natürlich die berühmte alte Brücke von Mostar an, die Stari
Most.
Wir fanden Mostar mit seinen alten Basar Gässchen und seinem Kopfsteinpflaster-Charme zwar wirklich schön, aber selbst Ende September war es noch sehr touristisch überlaufen. So ging es weiter Richtung Süden, obwohl wir wussten, dass wir nach Mostar zurück müssten. Wir hatten nämlich vor der Reise vergessen, dass man für diverse Nicht-EU-Staaten die grüne Kfz-Versicherungskarte braucht. Diese ließen wir uns aus Deutschland nach Mostar schicken, aber sie war noch nicht angekommen. Also fuhren wir weiter runter in den Süden.
Dazwischen
hatten wir im kleinen Ort Ortijes ein paar sehr coole Tage. Dieses
Dorf können wir als Reiseziel allgemein nicht wirklich empfehlen,
aber für uns und vor allem für Sammy ergab sich dort eine richtig
tolle Konstellation: der große Fußballplatz gegenüber der einzigen
Bar ist das Herzstück des Dorfes und ab Nachmittag versammelten sich
alle Kinder und Jugendlichen und spielten Fußball, Basietball, übten
Tricks und Wheeles mit den Fahrrädern und Rollern. Ein junger Kerl
brachte mit seinem Roller einen amtlichen Burnout mit mehreren
Umdrehungen zustande, ohne mit dem Fuß abzusetzen. Da staunte nicht
nur Sammy. Wir waren mittendrin und wurden mit unserem lustigen
Hippie-LKW als Attraktion gefeiert.
Auch
Čapljina
gefiel uns gut, wo wir ein paar Tage verbrachten, bevor wir weiter
fuhren nach Neum.
Dort unten im südlichen Zipfel von Bosnien lernten wir ganz spontan
auf der Straße Eddie kennen, der uns prompt einlud, auf seinem
privaten Parkplatz zu stehen. Einen Stellplatz für die Nacht zu
finden, war in Bosnien bisher nie wirklich ein Problem, denn überall
hatte es immer genug Platz und genug Stellmöglichkeiten. In Neum war
es allerdings anders. Der Ort liegt zwischen den Landesgrenzen
Kroatiens als einzige Stadt Bosniens am Meer und ist quasi auf jedem
Quadratmeter bebaut. Alles ist Privat- oder Hotelgelände. Eddie ist
Bosnier, war aber auch schon zum Arbeiten in Deutschland und wir
hatten mit ihm interessante Gespräche über Bosnisch-Deutsche
Beziehungen oder über Montenegro und Albanien. Eddie bot uns sogar
an, die Dusche eines seiner Appartements zu nutzen, die jetzt in der
Off-Season sowieso leer standen. Das brauchten wir aber nicht, denn
unten am Meer, nur ein paar Treppenstufen von unserem Stellplatz
entfernt, konnten wir sowieso baden.
Es war sehr schön in Neum,
aber es zog uns doch weiter und so holten wir bald unseren grünen
Versicherungsbrief in Mostar ab.
In Stolac wollten wir eigentlich nur einen Zwischenstopp einlegen, doch wir lernten auf dem Spielplatz die Kleine Ella und ihren Vater Emin kennen. Ella und Sammy spielten ganz toll miteinander und wir verstanden uns mit Emin sehr gut. So gut, dass wir abends zusammen essen gingen und auch noch zwei weitere Tage miteinander verbrachten, in denen uns Emin auch zu sich nach Hause einlud. Wir hatten interessante Gespräche, lernten noch andere Familienmitglieder und Freunde von Emin kennen und hatten eine schöne Zeit. Auch für Sammy war es mal wieder schön, ein ähnlich altes Kind ein paar Tage hintereinander als Spielkameradin zu haben. Lustigerweise beendete Emins Reise auf das Münchener Oktoberfest unsere gemeinsame Zeit.
Vor der Einreise nach Montenegro verbrachten wir nochmal zwei Nächte an einem sehr schönen einsamen und abgelegenen Platz am
Bileca
See.
An
unserem letzten Mittag in Bosnien und Herzegowina schauten wir uns
noch Trebinje an, auch eine sehr schöne sehenswerte Stadt mit
einem tollen Markt - auf dem wir uns mit Obst und Gemüse eindeckten
- und mit einer tollen Altstadt in einer alten Burg gelegen.
Doch
dann am Nachmittag war es soweit und wir fuhren ließen dieses
wunderbare Land hinter uns, um die Grenze nach Montenegro zu
überqueren.
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