Dienstag, 25. Februar 2014

Khajuraho - von Keimen und Pornotempeln

Durchfall im Nachtzug mit ekelhaftem Stehklo ist nicht das Angenehmste. Aber das nur nebenbei.
Morgens um fünf in Khajuraho angekommen, mussten wir uns natürlich erstmal auf Guesthouse-Suche begeben. Von den Tuk Tuk Fahrern wie Hoteliers wird die Situation natürlich schamlos ausgenutzt, dass wir müde, verfroren und kränkelnd in der Dunkelheit stehen und einfach nur schnellstmöglich in ein Bett wollen.

Das erste Zimmer war unter aller Sau, das zweite zwischen der vorletzten und drittletzten Sau, das dritte Zimmer war überteuert und beim vierten Zimmer hatten wir einfach keine Lust mehr, weiter zu suchen und haben es genommen.
Aber nach 4 Stunden Schlaf sind wir schon wieder abgehauen und haben uns bei Tageslicht ein schöneres und günstigeres Hotel gesucht. Nun waren wir also in Khajuraho, der Stadt der berüchtigten Kamasutra-Tempel. Doch leider hatten wir in den ersten Tagen noch nicht viel von der Porno-Kunst, denn wir beiden wechselten uns munter mit bunten Krankheits-Symptomen ab: entzündetes Auge, Erkältung, Übelkeit, starker Durchfall, schwacher Durchfall, mittlerer Durchfall, Fieber, Schüttelfrost. Was will man mehr? Zum Glück hatten wir das Zimmer gewechselt, denn in einem schönen Bad kotzt es sich viel angenehmer. Die defekte Klospülung (Verschleiß?) und der Stromausfall erwogen uns zu einem weiteren Hotelwechsel. Somit kamen wir also nochmal auf die Straße raus und stellten fest: Khajuraho gefällt uns! NICHT!
Im neuen Hotel sollte alles besser werden. Wir hatten ein schönes Bett, in dem wir uns gesundliegen wollen und weil das Hotel etwas außerhalb war, sollte es morgens auch nicht so früh laut sein. Sollte. Wenn man eine kolerische Psychopathin als Zimmernachbarin hat, muss man sich mit schlagenden Türen und lautem Hindi-Geschrei auf dem Gang abfinden. Schon morgens um sieben prasselten die Worte in für menschliche Stimmbänder beachtlich hoher Phonstärke durch die Türen und Wände des Hotels. Der Chef des Hauses wurde immer wieder herbeigerufen, um das Sari-Monster zu beruhigen, aber der gewaltige Wasserfall aus Silben zerschmetterte den armen Mann wie einen alten grauen Stein.
Da wir der hinduistischen Sprache nicht mächtig sind, haben wir uns beim Hotelpersonal nach dem Problem der werten Dame erkundigt. "She has some problems with her mind! She is mad!". Naja, ob das stimmt, oder ob es doch um Beschwerden über ihr Zimmer ging, wissen wir ja nicht. Aber wir hätten uns in diesem Leben auch nicht mehr getraut, die Frau selbst zu befragen. Wir haben das Gebrüll sowieso mit Humor genommen und den Unterhaltungseinlagen mit einem Lächeln gelauscht.
So ging die Zeit rum und wir bekamen auch unsere Körper dank einem Antibiotikum aus der Apotheke nach drei weiteren Tagen wieder in den Griff.
So konnten wir endlich die Tempelanlagen besichtigen, die zwischen 950 und 1120 erbaut wurden. Für die Außenzierde wurde von den Bildhauern das Thema Sex gewählt: Viele vollbusige Frauen, sich liebende Paare, Gruppensex und vereinzelt auch Sodomie wurde hier in Stein gemeiselt. Sehr gut erhalten sind die Tempel und vor allem die einzelnen Figuren sind sehr detailverliebt ausgearbeitet. Wir fragen uns beim Anblick solcher feiner Steinmetz-Arbeiten immer wieder, wieviele Künstler hierfür wohl ihre Leben mit dieser Arbeit verbracht haben müssen.
Da diese Tempel hier in Khajuraho allerdings seit Beginn unserer Reise ungefähr die 164. für uns waren, hielt sich unsere Begeisterung in zarten Grenzen.
Ganz banausenhaft waren wir von der super Steinofen-Pizza im besten Restaurant der Stadt weitaus mehr begeistert.
Khajuraho - immer eine Reise wert!
NICHT!