Samstag, 18. Januar 2014

Mr. Crazy und die Sache mit dem Roller...

Wie wir den Abzock-Versuch ausgekontert haben...

Wir hatten uns den tollen Honda 125er-Roller Anfang Dezember in Hanoi für 11 Millionen Dong gekauft.
Sieben Wochen und ca. 3.600 gefahrene Kilometer später fanden wir einen Vietnamesischen Tour-Guide, der sich selbst Mr. Crazy nennt und uns 8 Millionen Dong plus eine "Home-Stay"-Übernachtung, eine Tages-Bootstour zum Fluss-Markt und das Busticket nach Saigon für den Roller anbot.
Für uns ein super Deal, denn nach Saigon mussten wir sowieso und den Floating Market würden wir auch gern noch mitnehmen.
Also Handshake bei Fruitshake und weg war unser schöner Roller. Moped gegen Bargeld wurde sofort getauscht, die anderen Leistungen sollten auf Vertrauensbasis folgen.


Am nächsten Morgen allerdings, als wir vom Home-Stay abgeholt wurden, wollten unsere 2 Roller-Taxifahrer gleich ein Haufen Geld für die Tour abkassieren. Da wir irgendwo in der Pampa waren und keine Chance hatten, anders wegzukommen, mussten wir uns natürlich von den 2 Jungs mitnehmen lassen, die laut unserem Deal mit Mr. Crazy schon hätten bezahlt sein sollen.
Statt zum Floating-Market ließen wir uns aber zurück nach My Tho fahren - dorthin, wo wir Mr. Crazy getroffen hatten.
Unsere Taktik war erstmal, die Taxifahrer (die "Geschäftspartner" von Mr. Crazy) nicht zu bezahlen und ihnen stattdessen zu erklären, dass sie unseren verrückten Rollerkäufer beischaffen sollten, um die Angelegenheit zu klären. Noch mehr Druck auf den Abzocker bauten wir auf, indem wir einer Dame, die das eigentlich nichts anging, einfach den Hörer in die Hand drückten, sie solle ihm auf Vietnamesisch sagen, dass er sofort hierher kommen soll.
Nach vielen Anrufen machte uns Mr. Crazy das Angebot, dass wir den Roller zurückkaufen könnten, natürlich gegen mehr als 10% Aufpreis. Wir stimmten erstmal zu, damit er auch wirklich auftaucht und wir ihn zur Rede stellen können.
Und tatsächlich erschien der wohl nicht so schlaue Mr. Crazy mit "unserem" Roller und was dann folgte, wäre in Deutschland undenkbar.
Wir haben uns sofort einfach auf den Roller gesetzt und ihm gezeigt, dass wir auch noch einen zweiten Schlüssel haben. Mr. Crazy bekam von uns zu verstehen, dass wir den Roller natürlich nicht zurückkaufen wollen, sondern im Gegenteil; dass wir die vereibarte Tour samt Taxifahrten in Bares ausgezahlt haben wollen. Schnell versammelte sich ein Vietnamesen-Traube um uns herum und Mr. Crazy geriet stark unter Druck. Als dann noch die von ihm herbeigerufene Polizei kam, war die Begeisterung im Dorf groß - endlich war mal wieder was los im beschaulichen My Tho.
Die Polizisten, die mit einem kleinen alten Mofa ankamen, waren unbewaffnet, beide einen Kopf kleiner als Nathalie, wogen zusammen mit Mofa soviel wie Frank und konnten kein Wort Englisch. Kurz gesagt: sie strahlten soviel Authorität aus wie zwei knuffige Labradorwelpen.
Ein Zuschauer der Szenerie wurde spontan zu unserem Dolmetscher und erklärte den Polizisten offenbar unparteiisch unseren Standpunkt. Die Polizisten hörten sich das Ganze eine Weile an, schauten mit ratloser Miene in die Runde ....und... fuhren wieder davon.
Mr. Crazy stand mit seiner stylischen Fetzen-Jeans und dem Abercrombie-Status-Shirt da und erklärte mit fast weinerlicher Stimme, dass er doch überhaupt kein Geld mehr hätte und unserer Forderung nicht nachkommen kann. Es machte den Anschein, als würden sogar seine Landsleute um uns herum ihn etwas belächeln.
Wir gaben wieder vor, etwas nachzugeben und bestanden darauf, dass wir zusammen zur Busstation fahren und er uns zumindest die Bustickets nach Saigon kauft. Das tat er auch, aber wir ließen ihn noch nicht gehen. Wir gingen nochmal mit unserer Forderung runter, aber wir hatten Zeit und seinen Roller - also blieb ihm nichts anderes übrig, als uns auszuzahlen, damit er uns endlich los hat und mit seinem neuen Gefährt weg kann.
Er gab nach und uns das Geld, somit war unser Roller endlich komplett bezahlt und Mr. Crazy überlegt sich hoffentlich in Zukunft besser, was er verspricht.
Sein Abzocker-Konzept muss er vielleicht auch nochmal überdenken. :-)
Übrigens war das wirklich (bis auf die Tierfolterungen) unsere einzige schlechte Erfahrung in diesem tollen Land mit gastfreundlichen Einwohnern, das wirklich eine Reise und eine Erfahrung wert ist!